Sie haben eine vielversprechende Immobilie gefunden, bei der Fotos und Exposé toll aussehen – doch die letzte Gewissheit, ob es sich um Top oder Flop handelt, bringt immer erst die Hausbesichtigung. Hier gibt es nämlich viele Dinge im Hinterkopf zu behalten, damit Sie am Ende glücklich mit Ihrem Hauskauf sind. Worauf Sie unbedingt achten müssen, stellt Ihnen dieser Artikel mit praktischen Checklisten zur Hausbesichtigung vor.
Warum ist die Vorbereitung auf eine Hausbesichtigung so wichtig?
Niemand möchte die Katze im Sack kaufen. Ein Haus kann auf Bildern ganz anders wirken als in der Realität. Schnell verpufft dann die ursprüngliche Begeisterung, wenn auf Fotos nur die besten Ecken abgebildet wurden. Bei einer Immobilie handelt es sich schließlich um eine große Investition, für die man unter Umständen viele Jahre einen Kredit abbezahlen wird. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich hier wohlfühlen und genau wissen, mit welchen Kosten in den nächsten Jahren noch zu rechnen ist.
Eine gute Vorbereitung ist deshalb unerlässlich: Je mehr Informationen Sie bereits im Vorfeld sammeln können, desto besser ist Ihre Entscheidungsgrundlage! Informieren Sie sich über das Gebäude, das Grundstück und das nähere Umfeld, um vorbereitet in die Hausbesichtigung starten zu können. Einen authentischen Eindruck erhält man immer nur bei einer Vor-Ort-Begehung. Ihr Bauchgefühl dabei kann niemand ersetzen – oft sind es nämlich Kleinigkeiten, die am Ende das „Ja“ oder „Nein“ zur Immobilie begründen.
Vor der Hausbesichtigung
Schon vor der eigentlichen Besichtigung erhalten Sie in den meisten Fällen ein umfangreiches Exposee für das Haus. Dieses versammelt die wichtigsten Daten kompakt aufbereitet. Viele Fragen können Sie hier bereits abklären:
- Wie viel Quadratmeter Wohnfläche gibt es? Wie viel Nutzfläche?
- Wie sieht der Grundriss aus?
- Wann wurde das Haus gebaut?
- Handelt es sich um ein Fertighaus oder ein individuell geplantes?
- Was ist im Kaufumfang enthalten? (z.B. Einbauten)
- Sind die originalen Baupläne vorhanden?
- Gibt es Unterlagen zu bereits getätigten Umbau- oder Modernisierungsmaßnahmen?
- Was steht im Energieausweis?
- Mit welchen Hausnebenkosten ist zu rechnen?
- Welche Materialien kamen beim Bau zum Einsatz?
- Wie hoch ist die aktuelle Grundsteuer?
Die Einsicht in wichtige Dokumente wie den Grundbuchauszug bringt weitere Erkenntnisse:
- Gibt es Lasten auf dem Grundstück (z.B. Wegerechte oder Abstandsflächen zum Nachbarsgrundstück)?
- Lässt der Bebauungsplan An- und Umbauten zu?
- Wird es in der Nachbarschaft größere Sanierungsprojekte oder Neubauten geben?
- Steht das Gebäude unter Denkmalschutz?
Aus diesen Angaben können Sie schon wichtige Rückschlüsse ziehen, ob das Haus für Sie das Richtige ist. Machen Sie sich zudem genaue Gedanken, welche Dinge Ihnen besonders wichtig sind und welche Bedürfnisse die Immobilie erfüllen muss, was z.B. Aufteilung, Platzbedarf, Nachbarschaft oder Lärmaufkommen angeht. Notieren Sie sich alle aufkommenden Fragen, um sie beim Besichtigungstermin stellen zu können.
Wenn das Objekt nicht zu weit entfernt ist, können Sie auch schon die Gegend erkunden und ein Gefühl dafür bekommen, wie Ihre neue Wohnumgebung gestaltet ist. Den Termin selbst legen Sie am besten auf einen Wochentag und bei Tageslicht. Auf diese Weise erleben Sie das Haus unter Normalbedingungen, was Lärm und Verkehr angeht.
Packen Sie für die Hausbesichtigung folgende Dinge ein:
- Etwas zum Schreiben und Ihre gesammelten Fragen
- Die ausgedruckte Checkliste für die Hausbesichtigung
- Zollstock oder Maßband zum Vermessen (Gibt es wichtige Möbelstücke, die unbedingt ins neue Heim passen soll, notieren Sie sich die Maße vorher)
- Kompass (oder entsprechende Handyapp), um die Ausrichtung zu prüfen
- Kamera für Fotos oder Videos
Während der Hausbesichtigung
Endlich ist der Tag der Besichtigung gekommen. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um alles genauestens unter die Lupe zu nehmen und dokumentieren sie erhaltene Informationen schriftlich. Sofern erlaubt, können Sie zudem ergänzende Fotos oder Videoaufnahmen machen, um sich Details später noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Auch eine weitere Begleitperson ist hilfreich, um die Augen nach möglichen Schäden offen zu halten.
An dieser Checkliste für die Hausbesichtigung können Sie sich orientieren:
- Fassade: Gibt es sichtbare Schäden oder Hinweise auf Feuchtigkeit, Schimmel oder Hausschwamm? Wie ist sie gedämmt?
- Dach: Wie alt das Dach? Ist es dicht? Gibt eine Dämmung? Gibt es Hinweise auf Feuchtigkeit? Kann der Dachboden als Wohnraum genutzt werden?
- Fenster und Türen: Entsprechen sie modernen Standards? Sind die Dichtungen gut in Schuss?
- Heizungsanlage: Wie alt ist die Heizung? Womit wird aktuell geheizt? Ist ein Schornstein vorhanden? Gibt es Unterlagen zur Wartung?
- Wasserleitungen: Wie alt sind die Wasserleitungen? Funktionieren alle Wasserhähne und Spülungen?
- Elektroinstallationen: Wie ist der Zustand der Stromleitungen? Gibt es genug Steckdosen oder muss hier nachgerüstet werden?
- Bausubstanz: Woraus ist das Haus gebaut? Gibt es schädliche Baustoffe wie Asbest?
- Baumängel: sind größere Mängel vorhanden?
- Risse: Gibt es Risse an Wänden im Innen- oder Außenbereich? Was ist ihre Ursache?
- Modernisierungsmaßnahmen: gab es bereits Arbeiten zur Modernisierung oder Sanierung?
- Innenbereich: Wie ist der Zustand der Fußböden? Passt die Aufteilung des Wohnraums? Sind die Badezimmer noch auf dem neusten Stand? Gefällt Stil und Ausstattung?
- Keller: Ist der Keller trocken? Gibt es Hinweise auf Schimmel oder Probleme mit Feuchtigkeit?
Vergessen Sie auch nicht Ihren im Vorfeld erstellten persönlichen Fragenkatalog zu Umgebung, Nachbarn oder den Vorbesitzern abzuarbeiten. Die Informationssammlung ist zwar im ersten Moment sehr umfangreich, gibt Ihnen aber größere Sicherheit bei Ihrer Kaufentscheidung. Sind Sie sich bei bestimmten Aspekten unsicher, nehmen Sie auf jeden Fall die Hilfe eines Experten in Anspruch, der Ihnen genauere Aussagen zu Bausubstanz, Heizungsanlage oder Sanierung geben kann.